Der Sound des Wandels
Der Sound des Wandels
Nächster Live-Termin:
Klangschichten Ruhr – revisited
28. April 2024, 19 Uhr
Leerstand (kitev)
Willy-Brandt-Platz 1 / Hbf Oberhausen
Eintritt frei
Von Kohle zu Wasserstoff, von Maloche zu Dienstleistung, von Förderband zu rad.revier: das Ruhrgebiet erfindet sich neu. Was als Industrialisierung begann, hat sich zu einem fortlaufenden Prozess verstetigt und führt über den Strukturwandel, so die Hoffnung, zur „grünsten Metropole der Welt“. Und so wie sich das Aussehen ehemaliger Industriegelände gewandelt hat, so ändern sich die Geräusche. Kein Dröhnen, Zischen, Hämmern, kein Klingeln der Förderkörbe, keine Warnsirenen dominieren mehr die akustische Welt. Wo Stahl gewalzt, Kohle gefördert und Koks gebacken wurde, rollen die Skater, jagen Kinder hinter Hunden her, Radler klingeln sich den Weg frei. Es wird gepicknickt, geklettert, Gesprächsfetzen in vielen Sprachen wehen über die Wiesen. Aus tragbaren Boxen schallt HipHop, Techno oder R’n‘B.
Das Kunstprojekt KlangSchichten, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Neuen Künste Ruhr, macht diese akustische Veränderung erlebbar.
KlangSchichten dokumentiert und schreibt fort ‒ denn die Schichtung hört nicht auf. Die nächsten Veränderungen stehen bevor und verbinden die städtischen Räume mit neuen Hoffnungen und Wünschen.
Die ursprünglichen Klänge der industriellen Orte werden überschrieben von den Klängen der heutigen Zeit. Erwartungen und Hoffnungen werden hörbar, und so entsteht ein Soundtrack des fortlaufendes Wandels unter Beteiligung derer, die diesen Wandel gestaltet haben, ihn derzeitig gestalten. Und noch gestalten wollen.
Offenes Mikro am KlangContainer
An drei Orten, die nach der industriellen Nutzung von der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) in den 1990er Jahren bereits einmal umgedeutet worden sind und aktuell im Zuge der Vorbereitungen auf die IGA Metropole Ruhr 2027 eine weitere Interpretation und Überschreibung erfahren, machte KlangSchichten mit einem KlangContainer 2023 Station: im Rheinpark in Duisburg, im Nordsternpark in Gelsenkirchen und auf dem Gelände der Kokerei Hansa in Dortmund. Ein ehemaliges Walzdrahtwerk, eine ehemalige Zeche und eine Kokerei stehen stellvertretend für die ehemals großen Bereiche der Montanindustrie im Ruhrgebiet.
Ein ehemaliger Frachtcontainer wurde mit viel Liebe und Spraydosen zum mobilen Klangstudio umgestaltet. Darin und davor wurden die alten Klänge der jeweiligen Orte wieder hörbar gemacht: das technoide Stampfen der Presslufthämmer und Kohlehobel auf Zeche Nordstern, die ambientösen Klangwolken über der Kokerei, die industrial-minimal Beats der Walzwerke ‒ sie lieferten den Basis-Track für eine Live-Überschreibung der alten Sounds.
Am offenen Mikro durfte von Erfahrungen und Verbundenheiten zu den Orten erzählt werden. Es wurde gerappt und gesungen, es wurde Gitarre und Akkordion gespielt. So enstand ein Soundtrack des Wandels live in progress.
Wo früher Arbeitsschichten gefahren wurden, wurde die KlangSchicht zum Happening.
Parallel entstand eine Sammlung von O-Tönen und aktuellen Zeitzeugnissen, die auch über das Ereignis hinaus zur Verfügung stehen. Aus alten Klängen, aktuellen Dokumenten und Soundsamples schafft KlangSchichten ein klangliches Format, das sich zwischen Hörspiel, Dokument, Klangcollage und modernem Ambient, Experiment und Dance-Track bewegt und damit selbst ein Hybrid aus alten Formen auf der Suche nach einer neuen Identität ist ‒ ganz wie die Orte, um die es geht.
KlangProben
Ausschnitte aus den Live-Performances
Kokerei Hansa, Dortmund (12./13. August 2023)
Rheinpark, Duisburg (19./20. August 2023)
Nordsternpark, Gelsenkirchen (26./27. August 2023)
KlangProben
KlangOrte 2023
Kokerei Hansa / Dortmund
12. August – 16 bis 20.30 Uhr
13. August – 13.30 bis 17.30 Uhr
Rheinpark / Duisburg
(im Rahmen des Fests der Vielen)
19. August – 16 bis 20 Uhr
20. August – 14 bis 18 Uhr
Nordsternpark / Gelsenkirchen
26.August – 16 bis 20 Uhr
27. August – 14 bis 18 Uhr
Team
Projektleitung: Thomas Machoczek
Klanggestaltung: Ioannis Zedamanis
Thomas Machoczek ist Autor, Musiker und Kulturschaffender.
Ioannis Zedamanis arbeitet als Pädagoge, Orchesterleiter und Musiker.
Gemeinsam und einzeln haben sie verschiedene künstlerische und musikalische Projekte realisiert.
Möglich wird KlangSchichten aber nur durch die tatkräftige Hilfe zahlreicher weiterer kreativer Menschen: Rebecca Gottschick, Stefan Schroer, Nils Andersch und das KITEV-Team, Netzkult, die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Richard Ortmann und sein umfangreiches Klangarchiv, Dirk Slawetzki und Gelsenkirchen Tourismus, Lena Wiese, Marius, Amel und die Kids vom ZK Hochfeld, Michael Wlochinski, Andreas Hilburg, … wen haben wir vergessen?
Ein besonders großes Dankschön auch an die Neuen Künste Ruhr und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, ohne die das Projekt nicht hätte realisiert werden können.